Aus den Augen, aus dem Sinn: Die einfache Entsorgung von Abfällen ist für viele eine Selbstverständlichkeit. Doch wie kann eine Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) wirtschaftlicher arbeiten? Der Marktkehricht hilft, eine KVA optimal auszulasten.

Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) der erzo hat eine Verbrennungskapazität von 70’000 Tonnen. Eine Anlage nur mit dem Abfall aus dem Verbandsgebiet trotz Schwankungen bestmöglich auszulasten, ist eine Herausforderung. Hier kommt der Marktkehricht ins Spiel. Marktkehricht bezeichnet Abfälle aus der Industrie, dem Gewerbe und dem Bau, die innerhalb des Einzugsgebiets der erzo KVA anfallen. Dank ihnen kann die erzo KVA ihre Kapazitäten optimal auslasten.

Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen mag, hat viele Vorteile: Dieser Kehricht sorgt dafür, dass die Anlage kontinuierlich am effizientesten arbeitet. Eine optimal ausgelastete Anlage produziert weniger zu reinigende Schadstoffe und dadurch mehr Energie pro verbranntem Kilogramm Abfall. Die variablen Mengen Marktkehricht helfen dabei die saisonalen Schwankungen und verfahrensbedingten Schwankungen auszugleichen. Das senkt die Fixkosten und letztlich auch die Entsorgungskosten pro Abfallsack. In den vergangenen Jahren konnte erzo dank des Marktkehrichts die Gebühren für die Verbandsgemeinden kontinuierlich senken.

Markt zwingt die erzo innovativ zu bleiben

Der freie Kehrichtmarkt sorgt auch dafür, dass die erzo effizient und innovativ bleibt. Um sich auf dem freien Markt behaupten zu können, muss die erzo wettbewerbsfähig bleiben. Deswegen setzt die erzo auf moderne Technologien, um Abfälle so sauber wie möglich zu verbrennen und schädliche Emissionen zu minimieren. Filter, wie sie in der Anlage der erzo eingesetzt werden, reduzieren die Emissionen auf ein Minimum und tragen so zum Schutz der Umwelt bei.

Interview Friedrich Studer, Geschäftsführer erzo

Warum verkauft das erzo-Gebiet seinen Abfall nicht einfach auch als Marktkehricht?

Andere KVA sind nicht verpflichtet, unseren Marktkehricht anzunehmen. Für die Region ist deswegen die Entsorgungssicherheit ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil, vor allem für das Gewerbe. In der Vergangenheit ist es immer wieder vorgekommen, dass benachbarte KVA etwa wegen Wartungsarbeiten keinen Marktkehricht mehr angenommen haben. Dies hatte jeweils eine unmittelbare Erhöhung der Entsorgungskosten für Industrie und Gewerbe zur Folge.

Unterliegt die erzo damit nicht den Schwankungen des Marktes?

Grundsätzlich arbeiten wir mit langjährigen Partnern zusammen. So können wir langfristig planen und die Verbrennungskapazität der KVA möglichst effizient nutzen. Es gibt seit längerem zu viel Kehricht auf dem Markt. Sowohl erzo KVA wie auch alle anderen KVA der Schweiz sind deshalb bereits seit Jahren mit ihrer Maximalkapazität ausgelastet.

Ist es nicht ökologisch eine schlechte Idee, Abfall über eine so grosse Distanz zu transportieren?

Mit der Auswahl unserer Partner und sorgfältiger Planung versuchen wir, die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. 80 Prozent des in der erzo KVA verbrannten Abfalls stammen aus dem Kanton Aargau oder einem angrenzenden Kanton. Leider lässt es sich aufgrund der Komplexität der Kehrichtentsorgung nicht ganz vermeiden, dass etwa wegen Wartungsarbeiten oder ungeplanten Ausfällen in einer KVA die Transportwege etwas länger sind. Es gilt zudem hervorzuheben, dass die Emissionen des Transportes nur einen kleinen Teil der Umweltbelastung ausmachen.